Attraktivität und Sympathiewerte von Prominenten
© PD Dr. Ronald Henss
In Folgenden finden sich Ergebnisse aus einer (unveröffentlichten) Studie zur Attraktivität und Sympathie von Prominenten. Die Untersuchung wurde 1995 am Psychologischen Institut der Universität des Saarlandes durchgeführt. Sie liegt also schon länger zurück. Die meisten Prominenten von damals sind auch heute noch bekannt, manche sind heute mehr oder weniger vergessen und einige in der Zwischenzeit verstorben, einige waren damals bereits tot.
Versuchspersonen waren 115 Männer und 131 Frauen (Alter: 17-66 Jahre; Median: 24 Jahre). Den Teilnehmern wurde eine Liste mit 34 prominenten Männern und 30 prominenten Frauen vorgelegt. Die Aufgabe bestand darin, jede Person hinsichtlich ihrer Attraktivität und der Sympathie zu beurteilen. Die Beurteilungen erfolgten auf einer Skala von 0 bis 5. (Es ist anzumerken, dass die Beurteilen nicht durch ein Bild, sondern ausschließlich durch ihren Namen repräsentiert waren.)
1. Rangreihe der Attraktivitäts- und Sympathiewerte
Nach Mittelung über alle Versuchspersonen ergaben sich die folgenden Rangordnungen (es werden jeweils nur ausschnittsweise die ersten und die letzten sieben aufgelistet; angegeben ist der Mittelwert):
Attraktivität von Männern
Kevin Costner: 3.71
Robert Redford: 3.68
Sean Connery: 3.59
Heiner Lauterbach: 3.15
Ulrich Wickert: 3.06
Götz George: 3.02
Richard von Weizsäcker: 2.88
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Roman Herzog: 1.18
Klaus Kinski: 1.16
Boris Jelzin: 1.09
Otto: 1.02
Berti Vogts: 0.83
Prinz Charles: 0.80
Helmut Kohl: 0.70
Karl Dall: 0.37
Attraktivität von Frauen
Catherine Deneuve: 4.03
Romy Schneider: 3.97
Kim Basinger: 3.93
Julia Roberts: 3.92
Marilyn Monroe: 3.85
Jodie Foster: 3.72
Claudia Schiffer: 3.68
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Carolin Reiber: 1.97
Rita Süssmuth: 1.46
Martina Navratilova: 1.34
Regine Hildebrandt: 1.15
Alice Schwarzer: 0.82
Hella von Sinnen: 0.68
Helga Feddersen: 0.58
Sympathiewerte von Männern
Richard von Weizsäcker: 4.04
Ulrich Wickert: 3.77
Guenther Jauch: 3.49
Sean Connery: 3.46
Hans-Dietrich Genscher: 3.34
Robert Redford: 3.32
Kevin Costner: 3.26
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Helmut Kohl: 1.75
Lothar Matthäus: 1.73
Karl Dall: 1.72
Prinz Charles: 1.70
Klaus Kinkel: 1.65
Berti Vogts: 1.52
Klaus Kinski: 1.45
Sympathiewerte von Frauen
Romy Schneider: 3.58
Jodie Foster: 3.50
Catherine Deneuve: 3.32
Sabine Christiansen: 3.24
Dagmar Berghoff: 3.09
Julia Roberts: 3.05
Eva Herrman: 3.01
…
…
Martina Navratilova: 2.39
Claudia Schiffer: 2.13
Linda de Mol: 2.11
Alice Schwarzer: 2.06
Carolin Reiber: 1.78
Hella von Sinnen: 1.77
Madonna: 1.69
2. Urteilerübereinstimmung: Gruppenstandards von männlichen und weiblichen Urteilern
Haben Männer und Frauen – als Gruppe betrachtet – ähnliche Attraktivitäts- und Sympathiestandards?
Zur Beantwortung dieser Frage(n) wurden zunächst die Mittelwerte über alle männlichen und die Mittelwerte über alle weiblichen Urteiler berechnet. Die Korrelation zischen den Gruppenstandards ergab:
Attraktivität männlicher Prominenter: 0,98
Attraktivität weiblicher Prominenter: 0,97
Sympathie männlicher Prominenter: 0,96
Sympathie weiblicher Prominenter: 0.67
Männliche und weibliche Urteiler stimmen demnach – als Gruppe betrachtet – nahezu perfekt in ihren Attraktivitätsurteilen überein. Gleiches gilt für Sympathie gegenüber männlichen Prominenten. Bei der Sympathie gegen über weiblichen Prominenten findet sich zwar immer noch eine klare Übereinstimmung, diese ist aber nicht mehr perfekt. Die Ursache dafür im folgenden Abschnitt unmittelbar ersichtlich.
3. Attraktivitätsstereotyp: Wer schön ist, ist auch sympathisch (?)
In welchem Umfang trifft das allgemein bekannte Attraktivitätsstereotyp „Wer schön ist, ist auch gut?“ bei der Beurteilung von Prominenten zu? Zur Beantwortung dieser Frage wurden die Korrelationen zwischen den mittleren Attraktivitätsratings und den mittleren Sympathieratings berechnet. Dabei ergaben sich folgende Werte
Männer beurteilen Männer: 0,67
Männer beurteilen Frauen: 0,70
Frauen beurteilen Männer: 0,75
Frauen beurteilen Frauen: 0,44
Es zeigt sich also eine klare Tendenz, dass attraktivere Personen auch sympathischer sind. Bemerkenswert sind insbesondere die Beurteilungen von Frauen durch Frauen. Hier ist diese Tendenz zwar immer noch vorhanden, aber doch deutlich abgeschwächt. Das rührt im Wesentlichen daher, dass einige Frauen besonders attraktive prominente Frauen besonders unsympathisch finden bzw. dass sie einige unattraktive Geschlechtsgenossinnen besonders sympathisch finden.
3. Konkordanz: Interindividuelle Urteilerübereinstimmung
Die vorangegangenen Betrachtungen beruhen jeweils auf Gruppenstandards, also gemittelten Werten. Bei der Konkordanz geht es hingegen um die Frage, in welchem Umfange individuelle Urteiler (im Durchschnitt) übereinstimmen.
Hierzu ergaben sich folgende mittlere Inter-Rater-Korrelationen:
Männer beurteilen Männer: 0,41
Männer beurteilen Frauen: 0.46
Frauen beurteilen Männer: 0,45
Frauen beurteilen Frauen: 0,45
Diese Werte stimmen hervorragend mit den Befunden der Attraktivitätsforschung überein. Da es sich hier um die durchschnittliche Übereinstimmung zwischen individuellen Urteilern handelt, sprechen diese Konkordanzwerte für eine bemerkenswert hohe Übereinstimmung (ausführlich dazu Henss, 1992, 1998).
Weiterführende Literatur
Henss, R. (1992). „Spieglein, Spieglein an der Wand …“ Geschlecht, Alter und physische Attraktivität. München: Psychologie Verlags Union.
Henss, R. (1998). Gesicht und Persönlichkeitseindruck. Göttingen: Hogrefe.
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